Wer Kampfsport betreibt, muss blitzschnell reagieren. Nach dieser Devise bewegt sich das Wiener Kung Fu-Studio Fengbao durch die Coronazeit.
2019 war für uns ein wirklich aufregendes Jahr. Wir sind in ein größeres Studio gezogen, haben den ganzen Sommer renoviert, einige Pannen und schlaflose Nächte gehabt – und uns im März 2020 selbst übertroffen – so viele Mitglieder und gut besuchte Trainings hatten wir noch nie! Unser Plan: Eine eigene Kung Fu-Ausrüstung konzipieren und produzieren lassen – Boxhandschuhe, Schienbeinschoner und Co. Genau nach unseren Vorstellungen, das sollte der nächste Schritt sein.
Dann kam Corona. Vier Tage vor Beginn des Lockdowns hat eine unserer Trainerinnen alle Mitglieder durchtelefoniert: Das Training findet ab nächster Woche ausschließlich im Online-Livestream statt. Dann hat sie mich gefragt, wie das mit dem Livestream funktioniert, und ich habe gesagt: „Ich habe keine Ahnung. Aber wir werden es in den nächsten vier Tagen herausfinden, denn wir müssen unseren Mitgliedern das geilste Training bieten. Jetzt sitzen alle im selben Boot – und das heißt ´Zuhause´.
„Wir haben jeden Fehler gemacht, den man beim Streamen machen kann, und uns nur auf eines fokussiert: Tolle Betreuung, tolles Training, für alle da sein!“
Wir haben schon zu Beginn des Lockdowns gesagt, dass wir es irgendwie schaffen müssen, unseren Traum von einer Website mit Mitgliederaccounts, persönlichen Fortschritten und Lernprogrammen umzusetzen. Von da an haben wir durchgearbeitet: Equipment bestellt, das komplette Studio nach Hause verlegt, Glasfaserinternet organisiert, Website komplett angepasst, jeden Fehler gemacht, der rund ums Streamen möglich ist – und gebetet, dass auch unsere Mitglieder die Idee megageil finden.
Für uns war es am allerwichtigsten, für unsere Mitglieder da zu sein und für jeden eine Lösung zu finden, damit er am Training teilnehmen kann. Wir haben unser Equipment an unsere Mitglieder verteilt, auch mobiles Internet zusenden lassen, wenn jemand kein Datenvolumen mehr hatte, oder keine zwei Tablets im Umlauf waren. Wir wollten allen einen klaren Tagesablauf und Struktur im Corona-Chaos bieten – montags bis freitags zu fixen Zeiten: Morgens Workout, Nachmittags Kung Fu-Vorlesegeschichten für Kinder, Kids & Familientraining und zwei Spezialeinheiten am Abend. Parallel dazu hat mein Kollege Arne Privatunterricht via Video-Chat aufgebaut.
„Die persönliche Betreuung gibt es in keinem YouTube-Video. Die Menschen brauchen jemanden, mit dem sie entspannt reden und trainieren können.“
Im Sommer haben wir wieder alle Kräfte gebündelt und durchgerackert. Leider sind von unseren 120 Mitgliedern nur 30 übriggeblieben. Für unseren Standort in 1180 suchen wir derzeit dringend einen Nachmieter. Das Geschäftslokal ist wunderschön hergerichtet, hat 90 m2 und ist in einem super Zustand. 🙂
Wir glauben, dass wir nur dann Kunden haben werden, wenn wir jetzt nicht kurzfristig denken: Die Menschen brauchen Sicherheit, Halt, Struktur und Bewegung, das tut der Psyche gut. Und sie brauchen jemanden, mit dem sie lässig und entspannt einfach sprechen können, die persönliche Betreuung gibt es in keinem YouTube-Video, auch wenn es Milliarden Gratis-Trainings gibt, Live ist einfach etwas anderes. Wie lange wir durchhalten werden, wissen wir nicht, in erste Linie liegt es daran, wie sehr die Leute sich bewegen wollen und eine persönliche Betreuung schätzen.
Finanziell reicht es jetzt gerade bis Ende Oktober. Dann brauchen wir einen neuen Plan oder eine geniale Idee. Wir geben unser Bestes! Und bis dahin genießen wir jedes Training mit unseren Mitgliedern!
Wir trainieren jetzt auch wieder in unserem Studio – in Kleingruppen mit acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern, damit sich die Trainierenden wohlfühlen. Das Kids & Familien Training haben wir auf vier Trainierende beschränkt. Das bedeutet, das viele als ganze Familie trainieren und immer nur Leute beisammen sind die sich kennen und von denen sie das Gefühl haben: Das passt, ich fühle mich sicher!
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