Anfang der Zehnerjahre hatte ich eine Idee: Ich wollte Felle aus Pflichtabschüssen verwerten und sie mit Bundesheerjacken zu etwas Neuem machen. Dann habe ich Marcel Jouja kennengelernt, Kürschner in dritter Generation, der eine sehr ähnliche Idee hatte. Wir haben uns 2012 zusammengetan, und das war das Beste, was uns passieren konnte. Seither upcyclen wir unter unserem Label enVie alte Pelze, die bis dahin in irgendeinem Schrank gehangen sind, und arbeiten sie zu neuen schicken Parkas, Jacken und Accessoires um. Wir fertigen jedes Stück nach Maß, nachdem wir unsere Kunden ausführlich beraten haben, was individuell am besten passt.
„Wir bewahren Werte, die schon einmal geschaffen wurden – Erinnerungswerte, aber auch vorhandene Ressourcen.“
Unser Herzstück ist der M78 Parka, benannt nach Marcels Geburtsjahr. Die Außenhülle wird für jeden Kunden nach Maß in einer Manufaktur in der Nähe von Padua gefertigt und bekommt in Wien sein Futter aus vorhandenen Fellen. Dafür haben wir ein System entwickelt, wofür wir neun verschiedene Maße des Kunden benötigen. So können wir auch die Internetbestellungen annehmen, die uns aus der Schweiz, den USA und sogar Australien erreichen. Viele bestellen aber gar nicht übers Internet, sondern verbinden es mit einem Wien-Besuch. So könnte man sagen, dass wir auch ein bisserl eine Tourismusattraktion geworden sind.
Die meisten unserer Kunden bringen eigene Pelze mit, bei der Mehrheit steckt Emotionalität dahinter. Der Pelz war einmal ein geliebtes Stück von der Oma oder dem Opa und hat hohen Erinnerungswert. Ein Nerzmantel, wie in viele noch im Schrank haben, hat einmal 100.000 Schilling gekostet. Das wäre heute noch viel Geld, das kann man wiederverwerten. Nur für ungefähr ein Fünftel unserer Kunden besorgen wir Second-Hand-Pelze. Auch die Außenhülle unserer Parkas ist Upcycling: Als Stoff verwenden wir Zeltplanen, die nicht mehr gebraucht werden. Und für unsere maßgefertigten Daunenmodelle upcyclen wir alte Daunendecken.
Unsere Stücke sind nicht günstig. Das liegt daran, dass wir sehr viele Arbeitsstunden für jedes Modell aufwenden, mindestens 80 Stunden sind es pro Stück. Natürlich wollen wir von unserer Arbeit leben, was uns aber noch mehr antreibt, ist die Bewahrung vorhandener Ressourcen. „Waste is not waste, until we waste it”, ist eins unserer Mottos. Das Wortspiel lässt sich schwer übersetzen, aber gemeint ist, dass Reststoffe erst dann zu Müll werden, wenn wir sie wegschmeißen.
Kaum ein anderes Wirtschaftsgut eignet sich so perfekt für die Wiederverwendung wie Pelz. Marcel und ich finden es schade, solche Werte zu verschwenden und stattdessen neue Ressourcen zu verbrauchen. Mit Billigpelzen aus China, wo Tiere nur für die Pelzproduktion gehalten werden, haben wir nichts zu tun. Wir wollen Vorhandenes nutzen, um nachhaltige Mode zu schaffen. Dafür muss kein Tier leiden, kein Tier getötet werden und der CO2-Fußabdruck bleibt auch gering (im Gegensatz zu Plastikjacken).
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