Am Freitag, den 13. März, hatte ich am Vormittag einen Termin bei einer pensionierten Volksschullehrerin. Im Vorfeld habe ich noch überlegt, ob ich den Termin überhaupt wahrnehmen soll, der Lockdown stand im Raum. Meine Dame begrüßte mich mit den Worten „Abstand halten, Hände waschen“. Ich konnte damals nicht ahnen, dass mich diese Worte noch den Rest des Jahres – und wahrscheinlich noch darüber hinaus – begleiten würden. Meinen Beruf als Ordnungscoach sah ich zu Beginn der Krise (wie so viele andere auch) den Bach hinunter gehen, waren doch fast alle Menschen zu Hause, und jeder Dritte berichtete „er werde die Zeit nützen, um einmal kräftig auszumisten“.
„Man kann es auch so sehen: Durch Corona habe ich die Chance bekommen, mein Angebot zu erweitern und zu verändern.“
Um irgendetwas zu tun, habe ich in der Facebook-Gruppe der „Wunderweiber Wienerwald“ eine „30-tägige Ordnungs-Challenge“ ins Leben gerufen. Ich wollte die Frauen motivieren, aktiv zu sein, und sich nicht in eine negative Gedankenspirale hineinziehen zu lassen. Es war deutlich mehr Arbeit als angenommen, und ich war echt gefordert. Aber: Ich hatte keine Zeit negativ zu denken, da keine Zeit dafür war. Ich war sicher den halben Tag mit der Arbeit in den sozialen Medien beschäftigt.
Zu Beginn des Lockdowns meldete sich aber auch eine Kundin bei mir, wir hatten in der Woche darauf einen Tagestermin zum Aussortieren des Kellers vereinbart. Die Dame wollte unbedingt starten, ein Besuch bei ihr war allerdings unmöglich. Und so wurde spontan ein „Online-Ordnungscoaching“ ins Leben gerufen. Ich habe meine Kundin über drei Monate lang am Telefon beim Aussortieren begleitet. Sie war glücklich, dass sie trotzdem etwas Produktives tun konnte, und ich hatte aus der Not eine Tugend gemacht. Das Onlinecoaching habe ich in meinem Angebot jetzt fix aufgenommen, weil es immer wieder Kunden gibt, die mir nicht alle unordentlichen Stellen in ihrem Haus zeigen wollen, oder es als Einstieg in einen Vorort-Termin sehen.
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