Im Familienunternehmen aufgewachsen habe ich Höhen und Tiefen eines eigentümergeführten Betriebes miterlebt. Die Tradition war es, die ich weiterführen und an meine Kinder weitergeben wollte. Doch leider kam es anders. Wie in vielen Familienbetrieben ist es der Generationenkonflikt, an dem sie scheitern. Mein Bruder wurde Nachfolger und Eigentümer. Ich wurde mit 54 Jahren gekündigt, nachdem ich 30 Jahre lang mitgewirkt und mein Herzblut investiert habe.
Ich fiel in ein Loch, war gelähmt, ohnmächtig, zutiefst gekränkt und traurig. Obwohl Familie und Unternehmen untrennbar miteinander verbunden sind gehörte ich nicht mehr dazu – das war das Schlimmste daran. Kein Job, kein Einkommen, eine Tochter studierte noch, und ich stand da als Alleinerzieherin, wo sollte ich wieder einen Job bekommen in meinem Alter?
„Ich war stets ein sonniges Wesen, impulsiv, kreativ, wollte und konnte mitanpacken, andere mitreißen, doch mit einem Schlag hatte ich keine Energie mehr. Ich sah keine Alternative. Dann hatte ich eine Idee!“
Ich versuchte darüber hinweg zu kommen und mich neu zu orientieren. Ich begann bei mir im Wohnzimmer Damenmode zu verkaufen. Ich kann es nicht sagen, wie sich das entwickelt hat – plötzlich stand ein Kleiderständer in meinem Wohnzimmer, einige Freundinnen und Bekannte saßen da und ich präsentierte ihnen schicke Modelle. Italienische Mode – „fesche Fashion“, coole Oberteile, figurformende Hosen, Jacken und Accessoires bei angenehmen, freundlichen Gesprächen.
Ich fühlte mich und mein Tun angenommen, merkte, dass man mir wohlgesonnen war, die Nachfrage bestärkte mich in der Gründung MEINES UNTERNEHMENS. DOLLinMODE wurde geboren, der exklusive Pop up Store für individuelle Damenmode in Donaustadt. Moderne Boutique-Mode in entspannter und lustiger Atmosphäre shoppen. Exklusiv und attraktiv.
Es fühlte sich gut an. Ich konnte „ja“ sagen zu meinen eigenen Ideen, konnte Entscheidungen treffen, neue Wege einschlagen, meiner Kreativität freien Lauf lassen, meine Kundinnen einladen und ihnen zeigen, dass sie mir am Herzen liegen und konnte mein Verkaufstalent aufleben lassen. Die Kundenaquise erschien mir anfangs als die größte Herausforderung, doch die Mundpropaganda und mein Organisationstalent halfen mir dabei.
Ich bin stolz darauf, dass ich es geschafft habe, die Lebenskrise zu überwinden und ohne finanzielle Unterstützung mein Leben finanzieren zu können.
Ich freue mich, dass meine Arbeit Anklang und Wertschätzung findet und dass ich vielen Damen ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern darf. Das ist vermutlich das Erfolgsgeheimnis. Die Freude!
Mittlerweile habe ich es geschafft zu verzeihen. Ich bin dankbar für das, was ich habe, dass ich als Unternehmertochter das nötige Werkzeug mitbekommen habe, die positiven wie negativen Erfahrungen, dankbar dafür, dass ich verzeihen kann und mich mit meiner Familie versöhnt habe sowie für die Unterstützung meiner Töchter. Das Alte bewahren und Neues zulassen, das ist es was ein Unternehmen braucht um heute bestehen zu können.
www.dollinmode.at